Das Gehirn spielt den Menschen gern einen Streich, wenn es um deren Lesefähigkeit geht.
Englischen Forschungen zufolge werden Wörter nicht in Einzelbuchstaben gelesen wird, sondern als Ganzes.
Viele Menschen erkennen allerdings bei den Wörtern auf dem Titelbild ganz andere:
Wieso das so ist, erklären wir Euch im Folgenden…
Wortkognition
Ob Wörter nun als ganzes erfasst werden oder nicht, hängt aber auch von der Übung des Lesers und dessen Lesegeschwindigkeit ab. Wie sieht das aber konkret aus.
Nehmen wir spaßenshalber die Wörter:
- Bürste
- Schwarz
- Promo
- Virgina
Der langsam Lesende, ohne Wortkognition
In Bildform ergibt sich dann Folgendes für den langsam Lesenden:
(Bitte Buchstabenweise lesen)
Der schnell Lesende, mit Wortkognition
Schnell lesende Menschen erkennen ganze Wörter. Sie erfassen nur Anfang und Ende des Wortes und „erkennen“ den Rest. Bei ähnlichen Begriffen erfolgt die Erfassung aus dem Kontext oder es werden die Begriffe gewählt die präsenter sind.
Beispiel der gleichen Wörter bei einem Schnellleser:
Es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass statt „Bürste, Schwarz, Promo, Virginia“ die Wörter „Brüste, Schwanz, Porno, Vagina“ gelesen werden.
Liest man diese Wörter schell, ist fast kein Unterschied zu erkennen:
Hier im Vergleich noch mal beide Wortketten in klaren Buchstaben:
Buchstabendreher überlesen – Wie geht das?
Der Engländer Grahm Rawlinson erforschte genau dieses Thema im Rahmen seiner Dissertation 1976 an der Notthingham University. Hier ein Link zur Zusammenfassung:
The Significance of Letter Position in Word Recognition (1976).
Noch kürzer gefasst:
Vertauscht man die Buchstaben von Wörtern mit Ausnahme der Anfangs- und Endbuchstaben, hat dies keinen Einfluss auf Worterkennung bzw. -verständnis (Wortkognition).
Allerdings führte eine stärkere Durchmischung der inneren Buchstaben durchaus zu einer schlechteren Lesbarkeit.1
Brüste statt Bürste
Damit ist geklärt, warum Buchstabendreher in der Regel überlesen werden. Die meisten Menschen lesen aber Brüste statt Bürste. Warum ist das so?
- Häufig verwendete Wörter und vertraute Dinge in den Vordergrund
Das Überfliegen von Wörtern führt dazu, dass eine Art automatische Erkennung selbiger erfolgt. Dabei werden häufige Begriffe priorisiert behandelt.
(Neues mit Bekanntem abzugleichen und Muster zu erkennen bezeichnet man auch als Pareidolie2 oder Apophänie3.) - Aus dem Kontext das richtige Wort erkennen
Das Bild oben zeigt ein üppiges Dekoltee. Darauf steht das Wort „Bürste“. Das Gehirn wird in diesem Zusammenhang in den meisten Fällen aber „Brüste“ sehen.
Sind euch weitere Beispiele bekannt, in denen das Gehirn uns einen Streich spielt?
Bildquellen:
Titelbild – pixabay (CC0 Lizenz, Abruf: 11.10.2014)
Textbilder – eigene Darstellung
Weitere Quellen:
1Wort-suchen.de – Buchstabendreher (Abruf: 11.10.2014)
2Wikipedia – Pareidolie (Abruf: 11.10.2014)
3Wikipedia – Apophänie (Abruf: 11.10.2014)
0 comments